Was macht also die Unternehmensnachfolge emotional so schwierig? Zum einen hat man jahrelang sein Unternehmen aufgebaut. Man hat Energie und Leidenschaft hinein gesteckt, zahllose schlaflose Nächte, das Unternehmen ist in gewisser Weise das Lebenswerk. In der ganzen Zeit hat man außerdem unglaublich viel gelernt. Man hat vielleicht im Nachhinein betrachtet nicht immer die besten Entscheidungen getroffen, doch daran ist man gewachsen. Nun kommt eine neue Generation. Das eigene Lebenswerk abzugeben und in andere Hände zu legen, erfordert Mut und Vertrauen.
Wir – und hier spreche ich alle uns Unternehmer an, die schon oder aber in Zukunft bald zum „alten Eisen“ gehören werden – wir werden uns darauf einstellen müssen, dass die junge Generation ihre ganz eigenen Entscheidungen treffen wird. Entscheidungen, die wir vielleicht nicht gut heißen. Doch dies ist absolut notwendig für einen erfolgreichen Übergang. Wie heißt es so schön, nur durch Fehler lernt man, an seinen eigenen Entscheidungen wächst man.
Das heißt natürlich nicht, dass man seine Nachfolger ins offene Messer laufen lassen soll, im Gegenteil. Unsere Aufgabe ist es, Hilfestellung zu bieten wo es erforderlich ist und bei der Übergabe bereits die Weichen für eine positive Zukunft stellen. Ist das Unternehmen finanziell gut aufgestellt? Oder gibt es einen Investitionsstau, der den Betrieb in Zukunft in schwierige Fahrwasser bringen könnte? Sind die Mitarbeiter auf den Wechsel eingestimmt? Sind Fragen der Haftung klar geregelt? Haben die Nachfolger eine gute Finanzierungslösung gefunden bzw. falls die Übergabe als Schenkung abgewickelt wird, ist eine steuerlich optimale Lösung gefunden worden? Und am allerwichtigsten, sind die Nachfolger gut vorbereitet?
Meine Nachfolger sind schon lang im Hause etabliert und wissen, was auf sie zukommt. Sie haben schon zuvor an wichtigen Entscheidungen mitgewirkt und wissen, was es heißt, Verantwortung für den laufenden Betrieb zu übernehmen. Ein Aspekt, der nicht bei allen Betriebsübergaben, bei denen ich als Berater tätig war, so der Fall war. Zuweilen wurde die junge Generation ganz bewusst „rausgehalten“ mit der Konsequenz, dass dann, als es endlich soweit war, es dem ein oder anderen schwer fiel, nun plötzlich selbst die Geschicke des Unternehmens zu lenken. Es gab schließlich keine „Übungsphase“, die aber doch so wichtig für den nächsten Schritt in die Eigenverantwortlichkeit ist. Denn nur wenn man wirklich Verantwortung abgibt und loslässt, kann die neue Generation auch durchstarten.